"Es wird Zeit, sich Gedanken zu machen über den nächsten Traum." Gebeco

"Fluss-Wander-Reise längs des Main."
Von der Entstehung bei Kulmbach, per Linienbus + Zug + meist auf "Schusters Rappen", bis zur Mündung bei Mainz.

Der Main ist mit 527 Kilometern Fließstrecke der längste rechte  Nebenfluss des  Rheins.

Die Quellflüsse des Mains entspringen im  Fichtelgebirge ( Weißer Main) und in der Fränkische Alb (Roter Main ).

Am westlichen Rand der Stadt  Kulmbach im Stadtteil  Melkendorf nahe Steinenhausen vereinigen sich
die beiden Quellflüsse zum eigentlichen Main

 Der Main verläuft durch die Bundesländer  Bayern und  Hessen und Baden-Württemberg

 Es geht durch folgende Landschaftsformen:
Fichtelgebirge-Frankenwald-Hassberge-Steigerwald-Spessart-Odenwald

Es tangiert folgende Orte:
Kulmbach-Mainleus-Michelau i.OFr.-Lichtenfels-Ebensfeld-Zapfenort-Bamberg-Ebelsbach-Knetzgau-Haßfurt-Gädheim-
Schonungen-Schweinfurt-Wipfeld-Volach-Münsterschwarzach-Dettelbach-Kitzingen-Segnitz-Ochsenfurt-Randersacker-
Würzburg-Veitshöchheim-Erlabrunn-Retzbach-Karlstadt-Langenprozelten-Lohr a. M.-Neustadt a.M.-Hafenlohr-Marktheidenfeld-
Homburg a.M.-Bettingen a.M.-Wertheim-Hasloch-Dorfprozelten-Kirschfurt-Miltenberg-Klingenberg-Erlenbach-Kleinwallstadt-
Sulzbach-Aschaffenburg-Kleinostheim-Dettingen-Seligenstadt-Hanau-Dörningheim-Offenbach-Frankfurt-Kelsterbach-
Raunheim-Rüsselheim-Gustavsburg-Mainmündung-Mainz


Tag 01
Anreise ab Delmenhorst nach Kulmbach.
Na ja, die Bundesbahn. Der Zug steht in Hannover 40 min., er muss auf den IC aus Hamburg warten.
Zum Glück holt er 30 min. bis Nürnberg auf. Darum bekomme ich meinen Bummelzug nach Kulmbach noch.
Mein Quartier ist das Hotel "Purucker" (82 € +9,50 € Frühstück ). Ein schönes Zimmer und freundliches Personal.



Tag 02
Wandere 5 km. bei Sonne, 15° C, zur Main-Geburtsstelle. Hier vereinen sich Weißer und Roter Main zum Fluss Main.
Ich folge dem Main, 5 km. bis zum Mainleus Bhf. Per Zug fahre ich nach Hochstadt-Marktzeuln und wandere 6 km. bis
Michelau i. OFr.. Ich schlafe im zentralen Hotel "Goldene Krone" für 54 € mit Frühstück und Lunchpaket.
Ab Hochstadt war in den Kiesgruben Hochbetrieb wegen Brückenbau vor Michelau a M. Musste Umweg auf grob Schotter
Weg machen. Ohne Hilfe eines Brückenbaumannes hätte ich 1 km. vor Michelau umkehren müssen.
In Michelau gibt es ein Korbflechter Museum.
 

Tag 03
Bei sonnigem Wetter mit leichter Brise wandere ich 5 km. bis Lichtenfels Bhf. Fahre per Zug nach Ebensfeld.
Wandere 7 km., mit teils langen und steilen Anstiegen, bis Zapfendorf Bhf. Per Bahn bis Bamberg Hbf. Wandere 3 km.
zum hier schon schiffbaren Main ( in Bamberg beginnt der Main-Donau-Kanal ), suche lange nach meiner Busstelle für den
morgigen Tag und gehe zu meinem Quartier Hotel "Fässla". Es ist ein zentrales, schönes, und uraltes Traditionshaus mit Innenhof
und kostet 72 € mit Frühstück. Schon am Nachmittag ist Hochbetrieb. Am späten Nachmittag mache ich eine Stadtrunde
zum Alten Rathaus, zum Dom und zum Lokal Schlenkerla wo ich Rauchbier probiere und Schäufele mit Kloss esse. Das Lokal war
bis auf meinen letzten Platz besetzt und so wurde das Rauchbier eben auf der Gasse getrunken.




Tag 04

Heute Temperatur über 20°C. Per Bus raus aus Bamberg bis nach Eltmann. Die Etappe geht meist längs des Mains.
Meine Route geht vorbei an der Schleuse Limbach und der schönen Wallfahrtskirche "Maria Limbach". Im Ort "Sand am Main"
mache ich eine Pause und wandere weiter bis nach Knetzgau. Hier schlafe ich im neuen "KNG-Hotel" für 59 € ohne Frühstück.
Er liegt etwas außerhalb, in einem Industriegebiet und das einzige Hotel in Knetzgau.. Es gibt kein Personal und ich bekomme
die Tür nicht auf. Mit telefonischer Hilfe klappt es dann doch.

   
Tag 05
Ab Ketzgau muss ich einen Umweg über die Main Brücke machen, weil der Übergang über die Staustufe und Schleuse wegen
Baufälligkeit nicht erlaubt ist. Auf einem ungemähten Saumpfad, längs des Main, wandere ich bis nach Hassfurt. Da es in der Nacht
ein Gewitter gab, war der Ortsbummel mit nasser Hose und nassen Schuhe nicht gerade angenehm. Per Bus ging es nach Gädheim.
Längs des Main wandere ich bis nach Schonungen. Ich schlafe angenehm im Hotel "Mainstern" für 68 € ohne Frühstück.



Tag 06
Wieder scheint die Sonne für mich. Ich wandere zum Bhf. Schonungen. Doch kein Zug nach Schweinfurt wegen Bauarbeiten.
Der Zugersatzbus kommt erst um 11:00. Nach einem Bummel durch die Stadt wandere ich längs des Flusses und habe plötzlich
einen Muskelfaserriss in der linken Wade
. Ich humpele unter Schmerzen bis nach Bergrheinfeld. Im Ort gibt es zwei Taxifirmen.
Zu meine Überraschung ist es eine Firma. Zwei Namen, einmal Festnetznummer und  einmal Handynummer. Heute ist Sonntag
und machen keine Sonntagsfahrten. Also lasse ich ein Taxi aus Schweinfurt kommen und 7,50 € extra zahlen.
Das Taxi bringt mich
nach Wipfeld zu meinem Quartier "G. H. Zehnt Graf", direkt an der Fähre mit Sommergarten, gelegen. Es kostet 70 € ohne Frühstück.
Es sind lange Schubverbände und recht große Fahrgastschiffe zu sehen. Man glaubt, zwei Schiffe könnten nicht aneinander vorbei.

 
 

Tag 07
Laut Wetterbericht sollte es regnen. Es wurden 20°C. Per Main-Fähre übersetzen und mehr humpelnd als gehend bis nach Stammheim.
Per Bus bis zum Ort Fahr. Hier nimmt mich ein Autofahrer mit bis zum Aufstieg zur Wallfahrtskirche "Maria im Weingarten". Über eine
Steintreppe aufwärts geht es zur eigentlich schlichten Kirche. Doch sie hat eine Kostbarkeit, nämlich ein von Riemenschneider
geschnitztes Holzgemälde. Es wurde schon gestohlen und kam für 100 000 € Lösegeld zurück. Die Diebe wurden später gefasst.
Trotz der Wadenschmerzen - mit dickem Verband - gehe ich bis zum ZOB Volkach. Die Tour aufgeben will ich nicht.
Drum nehme ich den Bus bis nach Dettelbach. Mein Quartier ist der zentrale "Gasthof Zum Engel". Preiswert und gut für 39 €
mit Frühstück. Habe bisher keinen Wanderer getroffen.


 

Tag 08
Wegen dem Wadenzwicken nur 3 km. bis Mainstockheim gegangen. Per Bus bis Kitzingen und Segnitz. Zu Fuß, 4 km, bis
Frickenhausen. Dann muss ich, wegen der Wade doch ein Taxi bis Ochsenfurt nehmen. Ich schlafe im zentralen Hotel
"Zum Schmied"
für 50 € mit Frühstück und ein Lunchpaket darf ich mir auch noch machen. Das Wetter ist trocken aber
es weht ein frischer Wind. Das Wetter wird wohl schlechter werden.




Tag 09
Mein Muskelfaserriss schmerzt doch arg. Also kein langes Wandern und in Würzburg werde ich mir etwas Ruhe gönnen.
Ich fahre mit dem Bus bis an den Stadtrand von Würzburg. So kann ich wenigstens längs der Promenade bis ins Zentrum humpeln.
Ich schlafe, direkt im Dombereich, im "Winzermännle". Leicht zu finden - hat nur einen schmalen Eingang - durch ein schönes,
schmiedeeisernes Hängeschild. Hier bleibe ich 2 Tage für 138 € ohne Frühstück. Das Zimmer ist schön, Bad und Toilette aber auf
dem Flur. Am Nachmittag mache ich eine Stadtrundfahrt. Leider hat es meistens leicht geregnet.





Tag 10
Auch Heute regnet es in Würzburg. Aber ich will ja mein Bein schonen. Also kein Marsch zum Käppele und zur Festung.
Ich hab es nicht weit zum Marktplatz, zum Schloss und zur alten Steinbrücke mit den Sandsteinfiguren.



Tag 11
Wieder kommt es anders als man denkt. Ich wollte mit dem Schiff bis nach Veitshöchheim fahren. Wir fahren nur ab 15 Gästen
war die Auskunft. Zur Abfahrtzeit waren es 11 Personen. Per Tram zum Bahnhof Würzburg und fahren bis nach Karlstadt.
So war ich schon um 13:00 im Hotel Zum Fehmelbauer. Ein Zentrales, altes, schönes Fachwerkhaus mit knarrenden Stufen.
Leider mit absolut liebloser Zimmereinrichtung, alles aus der Rumpelkammer und Gartenmöbel. Es kostet 60 € ohne Frühstück.
Personal erst sehr freundlich, doch im Gespräch zeigt sich der Besitzer altersborniert und gastunfreundlich. Auf meine Zimmerkritik
antwortete er: "Ich bin 60 Jahre alt und mir ist es egal ob die Gäste wiederkommen oder nicht". Das Haus sollte man meiden.



Tag 12
Üble Nachrichten: die Lokführer wollen wieder streiken !
Per Zug nach Lohr am Main. Der Ort hat eine schöne Altstadt. 2 km. wandern zum schönen, zentralen "Hotel Krone".
Das Einzelzimmer kostet 59 € ohne Frühstück. Habe am Nachmittag (2 Std. Warteschlange) versucht für Morgen (Sonntag)
 einen Ruf-Bus ab Marktheidenfeld zu bestellen.



Tag 13
Wetter ist trocken und 18°C.. Per Bus (1Bus am Sonntag) um 11:51 nach Marktheidenfeld. Der Ruf-Bus wartet schon auf mich,
dem einzigen Fahrgast. Zum Glück habe ich ein Deutschland-Ticket. So bin ich schon um 13:00 in Homburg (Triefenstein) im Hotel
"Zum güldenen Rößlein". Es liegt zentral im kleinen Weinort. Ich habe ein schönes, ruhiges Doppelzimmer für 65 € mit Frühstück.
Das Haus ist bekannt für gutes Essen. Mein Abendessen ist sehr lecker.
Morgen werde ich wieder, wegen dem Muskelfaserriss, überwiegend Bus und Bahn fahren. Hoffentlich kein Lokführerstreik.



Tag 14
Lokführerstreik ist vertagt. Ab 10:45 per Bus nach Wertheim-Altstadt. Habe mir die Flussvereinigung von Tauber und Main angesehen.
Per Zug bis Stadtprozelten. Ist ein Bedarfsbahnhof mit drücken eines Halte-Knopfes. Per Bus bis Dorfprozelten-Rathaus.
Mein Quartier "Goldener Stern" ist nahe, liegt direkt am Main und hat einen Biergarten ( Heute Ruhetag ).
Mein schönes großes Zimmer kostet 52 € ohne Frühstück.




Tag 15
Es ist stürmisch, Nebel überm Main aber kein Regen. Mit dem Zug fahre ich nach Miltenberg. Ich wandere in Richtung Altstadt.
Auf der Mainbrücke wird es mir zu ungemütlich und drehe um zum Bahnhof. Ein Zug bringt mich nach Erlenbach (Main).
Zum Quartier sind es 15 min. zu gehen und so bin ich schon um 13:00 im "City Hotel Balonier". So kann ich mein Bein ruhen lassen.
Ich habe ein schönes, helles Zimmer mit Frühstück für 65 €.



Tag 16
Heute wäre eine schöne Wanderetappe. Ja, wenn die Wade nicht so zwicken würde. Das Wetter hat sich erholt, zwar bewölkt
aber wenig Wind. So fahre ich nach Aschaffenburg-Süd und humpele zum Rathaus und zur Sonnenuhr auf dem Theaterplatz.
Nach einer Ruhepause gehe ich, mit einem Blick auf den Museum-Innenhof, über den Marktplatz ( Es ist Wochenmarkt ) zum
riesigen, aus rotem Sandstein erbaut, Schloss Johannisburg. Zu meinem Hotel "Zum goldenen Ochsen" ist es nicht allzu weit.
Ich habe ein sehr schönes Einzelzimmer für 72 €. Das Frühstück für 12,50 € ist mir nun doch zu teuer.
Bin doch fast 5 km. gelaufen.




Tag 17
Mein Frühstück gab es Heute im Bahnhof Aschaffenburg. Und, ich bin wieder gute 5 km. gewandert von Hanau Schloss Phillippsruhe,
längs des Main's, bis zum Quartier in Dörningheim. Hier habe ich ein sehr einfaches Appartement, das "Suite Edin". Das kann man nicht
empfehlen. Es hat nicht mal ein Schild an der Straße. Per DB-App hatte ich einen Plan von Aschaffenburg nach Hanau-West. Doch der
Zug hielt nicht in Hanau-West sondern erst in Frankfurt-Süd. Ich selbst und 5 weitere Fahrgäste haben sich bei der Info beschwert.
Antwort: Entschuldigung, aber wir haben zur Zeit sehr viele Baustellen. Also nächster Zug zurück nach Hanau. Die Info, typisch Bahn,
geschlossen. Per Bus zum ZOB-Hanau und Umsteigen in Bus zum OT Kesselstadt und zur Station Schloss Phillippsruhe.



Tag 18
Der Bahnhof von Dörningheim heißt: Maintal-Ost. Vom Quartier etwas 3 km. entfernt. Die DB-App sagt mein Zug fahrt oder kommt
verspätet oder fallt aus, je nach Bauarbeiten. Vor dem Bahnhof ist eine Busstelle, hier stehen mindestens 15 Personen. Meine Frage:
Fährt der Zug nicht ? Lachen und Fast nie. Der Bus kommt, fährt aber nach Enkheim und der Zug wäre auch weg. Doch der Busfahrer
hilft. Mitfahren bis Enkheim und per S-Bahn und U-Bahn nach Frankfurt-HBF. Da ich Zeit habe ist es mir egal wie ich fahre, das
D-Ticket machts möglich. Im Hauptbahnhof lasse ich mir einen Fahrplan nach Kelsterbach und für Morgen nach Mainz machen.
Ich schlafe im Hotel "Wirtshaus zum Schützenhof" für 72 € ohne Frühstück.
In diesem Hotel gab es Probleme. Das Mail mit dem Türen Code ist nicht bei mir angekommen.


Tag 19
Letzter Tag und Rückreise
Der gestrige DB-Plan ist heute schon Null und Nichtig da die S-Bahn wegen Bauarbeiten nicht fährt.
Es fährt nur ein Bus ( Samstag + 23 Stationen + übervoll ) nach Mainz-Bischofsheim Bhf. 8 min. Umsteigzeit für S-Bahn nach
Mainz-Gustavsbuerg. Typisch Bahn: Alle Busgäste  stehen am Gleis: Durchsage, die Bahn fährt Heute auf Gleis 4. Das war ein Gewühle
und eine Hektik. Ich fahre eine Station, bis Gustavsburg und wandere zur Main-Mündung. Hier ist mein Reiseziel.
Ab der Mündung wandere ich über die älteste markante Rheinbrücke bis zum Bahnhof in Mainz. Es sind doch noch mal 8 km. geworden.
Den Mainzer Dom kann ich nicht von Innen ansehen weil geschlossen, es findet ein Konzert statt.
In Mainz ist der Teufel los: Es ist Stadtfest, vom Wasser bis zum Bahnhof nur Stände und voll Menschen. An jedem Fischstand waren
Schlangen von bis 15 Personen. Ich lasse mir in dem Trubel viel Zeit, mein Zug fährt erst um 17:20 und ist um 23:03 in Delmenhorst.
Ich werde von meiner Frau abgeholt und erreiche unser Haus um 23:30.

 
 


Gesprächsprotokoll mit einem Kleingärtner
Da ich kein Bayrisch/Fränkisch spreche, habe ich es auf Hochdeutsch aufgeschrieben.
Jeder Tag ist ein schöner Tag und ich wandere auf einem Graspfad, könnte wohl ein alter Saum/Treidelpfad gewesen sein.
Am Vormittag ich laufe Fluss-Abwärts und ein Binnenschiff, die Tauber, überholt mich. An der Treppe zum Ruderhaus, an Deck, steht ein Schiffer.
Als ich bemerke das er mich beobachtet, stecke ich meine weiße Kappe auf den Walkingstock, mache einen langen Arm und winke. Der Schiffer scheint
erstaunt, winkt mit seiner Mütze zurück und geht die Treppe hoch ins Ruderhaus. Mein Gedanke: Es ist doch leicht, anderen und sich selbst, eine Freude zu machen.
 
Mittags sehe ich das Schiff Tauber in der Schleuse.

Am Nachmittag führt mich mein Pfad, zwischen Main und Kleingartengelände und zwar auf der Rückseite, da wo der Komposthaufen und das Gerümpel ist.
Ein Wander und Radweg geht längsseits an der Gärten-Vorderseite. Dann kommt mal eine Gartenbank und ich schaue ob jemand auf dem Gartenstück ist,
um zu Fragen, ob ich mich setzen darf. Es ist niemand zu sehen, also ist keine da. Also will ich mich setzen.

Kaum habe ich den Rucksack abgesetzt, kommt das Schiff, die Tauber, wieder abwärts angefahren. Der Schiffer steht wieder an Deck bei der Treppe, genau wie
am Vormittag und scheint mich wieder zu beobachten. Da ich am Vormittag meinen Spaß hatte, denke ich, das mach ich nochmal. Also weiße Kappe auf den Stock,
langen Arm und winke. Der Schiffer zückt seine Mütze, winkt ganz aufgeregt und eilt, sichtbar sehr schnell, die Treppe aufwärts ins Ruderhaus.

Sekunden später ertönt aus seinem Lautsprecher, laut und weit hörbar:
Die Besatzung der Tauber wünscht dem einsamen Wanderer einen schönen Wandertag.

Kaum ist der Hall verklungen, höre ich hinter mir eine Stimme: Hey Jungelchen, möchtest du einen Kaffee ? Ein älterer Mann steht mit einer Kaffeekanne und
zwei Bechern im Garten. Es war also doch jemand anwesend. Ich antworte:
Ja gerne, bitte ohne Milch und ohne Zucker    Er gießt ein und setzt sich zu mir.

Er sagt nichts, aber im bemerke wie er grübelt und den Kopf  schüttelt.
Nach einiger Zeit erzählt er in einer nuscheligen Art, für mich schwer verständlichen Dialekt:
Ich bin jetzt 74 Jahre, hab schon als Kind hier gespielt, hab viele
hundert mal von dieser Bank gewunken. Noch nie hat ein Schiffer was gesagt. Da kommt ein Jungelchen mit Rucksack
( wenn er wüsste, das ich 11 Jahre
älter bin als er )
, wo hier kein Weg ist, noch nie ein Wanderer hier gegangen ist und der winkt. Und der Schiffer spricht mit ihm. Ich fass das nicht, ich glaub
es nicht und wenn ich nach Hause komme und das erzähle, das glaubt meine Frau nicht, meine Kinder nicht, das glaubt mir keiner.

Er sitz da, hat die Kaffeekanne und den Becher in der Hand und schüttelt den Kopf


Ich sage zu ihm: Der Schiffer kennt mich.
Der Kleingärtner springt auf, gießt sich den Kaffee über Hemd und Hose und ist außer sich: Willste mich vergackeiern ? Dann gib mir sofort den Kaffee zurück.
Ich antworte ihm ganz ruhig: Glaub mir, der kennt mich.
Darauf er wieder:
Das fass ich nicht, das glaub ich nicht und wenn ich nach Hause komme und das erzähle, das glaubt meine Frau nicht,
das glauben meine Kinder nicht, das glaubt mir keiner.

Nun kläre ich ihn auf: Am Vormittag hab ich so mit der Kappe und Stock gewunken. Da ist der Schiffer ins Ruderhaus gegangen und hat zum Rudergänger gesagt:
Da hat einer komisch gewunken !. Der Rudergänger hat wohl durchs Fernglas gesehen und bemerkt: Der geht alleine auf dem Grasweg und hat einen Rucksack auf.
Hier an der Bank, hab ich wieder so gewunken und der Schiffer ist schnell rauf ins Ruderhaus und hat zum Rudergänger gesagt: Da winkt der vom Vormittag wieder
so komisch !. Der Rudergänger hat durch das Fernglas geschaut und dann gesagt: Das ist der Wanderer vom Vormittag ! Sag ihm doch mal was !.
Zum großen Erstaunen des Kleingärtners hat der Schiffer das ja getan.
Die Antwort des Kleingärtners war wieder: Ich fass das nicht, ich glaub das nicht und wenn ich nach Hause komme und das erzähle, meine Frau glaubt
das nicht,
meine Kinder glauben das nicht und das glaubt mir keiner.
 Als ich Aufbrechen will, höre ich ihn aus dem Garten rufen:
Noch nie hat ein Schiffer was gesagt. Ich fass das nicht, ich glaub das nicht und wenn ich nach Hause komme,
das glaubt meine Frau nicht, das glauben meine Kinder nicht, das glaubt mir keiner.



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"Einmal im Jahr solltest du einen Ort aufsuchen,
an dem du noch nie warst."
Dalai Lama