Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt,
ist die Welt,-- sieh sie dir an.
Kurt Tucholsky  Deutscher Schriftsteller    1890-1935

  Corona (Covid-19) Pandemie-Zeit ist so gut wie vorbei.



Jütland ( Jylland ) ist eine große Halbinsel und umfasst alle Regionen des dänischen Festlandes.
Jütland trennt die Nordsee von der Ostsee und grenzt an Deutschland.

Wandern in Dänemark ist eine Einladung an Aktive, die etwas Besonderes suchen.
Das Fehlen herausfordernder Höhenzüge sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen,
dass die dänischen Wanderwege in eine atemberaubend schöne Landschaft eingebunden sind.
Dänemark ist unter Fernwanderweg-Trekkern eher unbekannt.
Doch es verlaufen viele Wanderwege durch das Land.


Es müssen aber nicht immer die Fernwanderwege wie der E1 oder der E6 sein.
Die "Covid 19 Pandemie" ist fast vorbei, und ich gehe die 575 km in 21 Wandertagen.
Auf einer von mir selbst erarbeiteten und unkonventionellen Route.
 Gestartet am 30.06. bis 20.07.2021

Stückweise auf dem Süd-Nord Fern-Wanderweg "Drivvejen ( Treibweg )
und dem  Quer durch Jütland - Fernwanderweg "Kyst til Kyst Stien
( Von Küste zu Küste )".

Tag 1  Anreisetag
Per Zug ab Delmenhorst 8:54 nach Ribe 15:13. Bummelgang durch die Stadt zur Unterkunft in Nähe der Kathedrale.
Raadhus Conditoriet  Hundegate 2   +45 75 42 01 50   salg@raadhus-conditoriet.dk
Da Tondern, mein eigentlicher Startort, schlechte Bedingungen für eine Unterkunft bot
und die nächsten 2 Etappen wenig reizvolles versprachen, fuhr ich gleich bis Ribe.

Ribe ist ein kleiner lebhafter Ort, der beliebt bei Bootsfahrern und Kirchenliebhabern ist.
Ribe hat eine besondere Kathedrale die sehenswert ist.


Tag 2

Start in Ribe bei Sonnenschein.
Ein längeres Teilstück auf dem "Drivvejen", der aber schlecht beschildert und mit meterhohen Brennnesseln zugewachsen.
Ein Stück der von mir selbst gesteckten Route erwies sich, trotz in der Landkarte eingezeichnet, als unbegehbar.
Die Route waren Pfade, Landstraße oder auf Radwegen. Einen Wanderer habe ich nicht getroffen.
Tageskilometer waren 42, gelaufen bin ich davon 13 km.
Gegen Mittag zogen schwarze Wolken auf und so war ich froh in der Nähe des Bahnhofs Gredstedbro zu sein.
Also den Zug nach Esbjerg nehmen. Es hat dann aber doch nicht geregnet sondern wurde arg warm.
In Esbjerg hatte ich Zeit für eine längere Pause und bummelte dann 2,5 km zum "Danhostel".
Es kostet 440 DKK ohne Frühstück aber mit einem schönen Zimmer.

Tag 3
Start um 7:30 und 3,0 km. Fußweg zum Bahnhof "Spangsbjerg". Mit dem Zug nach "Varde".
Ab dem Bahnhof zum Fernwanderweg "Kyst til Kyst" ( Von Küste zu Küste ).
Dieses Teilstück meiner Route geht längs des Varde-River bis zum Stausee und ist eigentlich reizvoll.
Leider sehr beschwerlich, weil völlig zugewachsen und knapp beschildert.
Eine Vierer Gruppe und einen Einzelwanderer getroffen.

Danach 3 km auf einer Straße zum Bahnhof "Sig". Per Zug nach "Skjern". 2 km durch die Stadt zum Quartier
"Ringköbing Skjern Kultur Center". Es ist ein super riesiger und neuer Bau. Ich habe ein großes Zimmer,
ohne Schlüssel nur mit Nummern, für 475 DKK ohne Frühstück.
Heute waren es 80 km., davon 20 km. gelaufen. Die Tagestemperatur war um die 30°C.

Tag 4
 Es ist wieder ein heißer und einsamer Wandertag auf dem "Drivvejen". Wieder mal teils gemeinsam mit der Radroute.
Keine Einkehrmöglichkeit und keinen Wanderer, trotz Wochenende, getroffen. Nur 2 Radsportlerinnen auf einer
ihnen verbotenen, hügeligen und engen Strecke. 14 km. ab Lem nach Ringköbing gefahren und 16 km. gelaufen.
Ich schlafe im "Danhostel Ringköbing" Sportcentrum, bekomme ein großes Zimmer für 500 DK mit Frühstück.

Tag 5
Heiß, heiß, keine Menschen auf den Straße bei über 30° C. Meine Beine sind müde. Deshalb gehe ich nur die 10 km.
bis zum Bahnhof in Hee St. Ab hier fahre ich gemütlich nach Holstebro. Heute 44 km. fahren und 10 km. gehen.
Mein Quartier: Adresse Fußgängerzone, ist das "Holstebro Sky Apartment". Ohne Telefonrücksprache ist es nicht
zu finden. Der Besitzer geht um den Hausblock herum und an einem Parkplatz sind noch Zimmer. Super gemacht aber
schlechtes Ambiente. Es kostet 535 DKK ohne Frühstück.

Tag 6
Stechende unangenehme Sonne. Ich fahre mit dem Zug 26 km. nach Struer. Diese Stadt liegt am großen Seegebiet
Vene Bugt, hat einen großen Yachthafen und vornehme Häuser am Wasserweg. Leider ein erschwertes Wandern,
ohne Schatten und nur Radweg 10 km. bis Hulum. Heute schlafe ich auf dem Campingplatz "Toftum Bjerge
Campingplatz"
. Habe ein einfaches Zimmer ohne Frühstück für 350 DKK. Gegen Abend wird der Himmel
pechschwarz, aber es regnet nicht.

Tag 7
Der Himmel ist bedeckt, doch schwül, unangenehm böig und es wird noch 28° C warm.. Ich gehe 8 km. auf einem
Radweg über die Oddesund Brücke bis zum Bahnhof Oddesund. Fahre mit dem Zug nach Sjörring und mit dem Bus
zur Nordsee-Küste bis nach "Vorupör". 2 Minuten Fußweg zum Quartier B+B Haumann. Ein schönes Zimmer,
central + ruhig, mit Frühstück bei sehr netten und hilfsbereiten Gastgebern für 450 DKK. Ich sehe mir den schönen
Strand an und esse dort leckeren gebratenen Bratfisch mit Kartoffelsalat.


Tag 8

Herr Haumann fährt mich 4 km Richtung Klitmöller. So wandere ich nur 8 km. zur Busstation in Klittmöller.
Mit dem Bus 19 km nach Hanstolm. Noch 4 km. wandere ich bei über 30°C. zum "Hanstholm Camping".
Ich bin etwas früh da, aber in meiner kleinen Hütte ( 680 DKK + 80 DKK für Wäsche ) lässt es sich gut aushalten.
Ein schöner Platz, etwas weit zum Meer, mit einem leider grantigen nicht hilfsbereiten Platzwart.

Tag 9
 Wieder sehr warm aber mit Wind von Nordwest. Heute werde ich nicht viel laufen. Erst mal 3 km. zum Ort Raehr.
Per Bus, quer durchs Land zur Ostseeseite bis nach Thisted. 2 Std. Aufenthalt und Besuch des Hafens.
Weiter per Bus bis nach Fjerritslev. Nun mit dem, vom Thisteder Bhf.-Vorsteher, angemeldeten Ruf Bus,
Richtung Nordsee zum "Klim Strand Camping". Ein großer Platz, etwas weit zum Wasser und sehr teuer.
795 DKK Hütte + 75 DKK Wäsche + 120 DKK für Strom/Wasser.

Tag 10
 Wieder knallt die Sonne gnadenlos. Kein Schatten. Doch meine Fitness wird besser. Ich komme gut voran.
Es sind 16 km. zu gehen. Erst 7 km. auf einer geraden Asphaltstraße. Dann Kiesweg, für Wanderer und Radfahrer,
durch vom Wind zerzaustes Waldgebiert. Teils auf dem Fernwanderweg "Nordsöstien". Danach kommt es dicke,
eine hohe bewachsene Dünenlandschaft, rauf und runter, kreuz und quer und der Pfad ist selten weiter als 5 m. zu
erkennen weil zugewachsen. Der Rest, 5 km., war wieder viel befahrene Straße. Mein Quartier in "Slettestrand"
ist das noble "Hotel Nor". Es liegt auf einem Dünenrücken mit freier Sicht aufs Meer. Es war nix anderes mehr
buchbar. Ich habe ein schönes Zimmer für 995 DKK mit Frühstück.


Tag 11
Schon um 8.00 Uhr unangenehm warm und die Etappe ist 18 km. lang. Das erste Drittel durch und über Sand-Dünen.
Es erinnert mich an Portugals Fishermannstrail mit seinen Sandstrecken. Das zweite Drittel sind kerzengerade,
lange Schotterwege. Das letzte Drittel war ein steppenartiges Landschaftsschutzgebiet mit kaum erkennbarem Pfad.
Mein Handy-Programm "Locus" hat mir sehr gut geholfen. Markierungen - ein Teilstück war der dänische Jacobsweg-
gab es nicht. Bisher keinen Wanderer getroffen. In meinem Quartier, dem "Rödhusklit Camping" Platz, bleibe ich zur
Erholung 2 Tage. Der Platz, liegt im Wald, hat außergewöhnlich viel Raum zwischen den Hütten und Stellplätzen.
Den Nachbar sieht man praktisch nicht. Für meine Hütte ( 4 Personen ) zahle ich 600 DKK/Nacht inklusive Bettwäsche.
Zum Strand, über die Dünen, sind es 1,5 km.


Tag 12
Mein 2 ter Tag auf dem "Rödhus Camping Platz" ist Wasch und Ruhetag.
Die Sonne brennt, aber ich gehe über die Dünen zum baden an den leeren Strand. An der muschelfreien Wasserkante
keine Menschen, nur am Horizont bewegt sich ein Auto am Strand. Dabei ist doch heute Sonntag.

Tag 13
Auch Heute über 25° C., keine Wolken aber mit Wind. Leider wieder viel Straße mit Verkehr. Gesamt 32 km. davon
12 km. gegangen. Den Rest per Bus. Einen Fernwanderer getroffen, er ist auf dem Ochsenweg, der meine Route kreuzt,
 unterwegs. Mein Quartier ist das "Lökken Hostel + Idrael Center". Das Hostel liegt Central und 2 min. vom Bus-
Terminal entfernt. Das Doppelzimmer mit Dusche, aber ohne Frühstück (Morgenmad ) kostet 740 DKK.
Der Seeort Lökken ist voll mit Touristen. Ich höre etliche deutsche Stimmen, finde aber keine Speisekarte in Deutsch.

Tag 14
Der wohl heißeste Tag bisher, kein Schatten, der anstrengende Sand Tag und 16 km. gegangen. Ähnliches habe nur auf
den südwestlichen Küstenrouten in Portugal erlebt. Die Umgehung der riesigen und hohen Sand-Düne, "Rubjerg Knude
Fyr" ( ist als Weltwunder anerkannt ) mit dem Leuchtturm in der Mitte, war sehr kräftezehrend. Viele Touristen
machten den anstrengenden Aufstieg und rutschen wie auf einer Sand-Rodelbahn abwärts. Dann kam ein schmaler
Weg längs der Steilklippen bis zum Abgang nach "Lönstrup". Mein Quartier ist ein Zimmer beim "Engelunds
Camping"
. Ein einfaches Zimmer, ohne Kochplatte, aber für 550 DKK ausreichend.



Tag 15
Heute haben unsere Tochter und ich Geburtstag.
Ein glühend heißer Tag, kein Schatten und kein Windhauch und 17 km. gegangen. Fast nur Sandpfade, rauf und runter
und am Strand längs. Sehr mühsam zu gehen....Portugal lässt Grüßen. Ich übernachte im Hotel "Strandlyst", etwa 8 km.
vor Hirsthals. Das Zimmer ist einfach gehalten, kostet 550 DKK und 75 DKK für das Frühstück. Am Abend esse ich,
billiger, eine Pizza auf dem Campingplatz gegenüber.



Tag 16
Schon um 8.00 Uhr sind es 27! C.. 13 km. schwitzen. Daher kein Interesse an der Stadt Hirsthals. Die alten
Kriegs-Beton-Bauten hätte ich mir auch nicht angesehen. Meine Eltern und ich haben durch den unguten Krieg
die Geburtsheimat und ihr Vermögen bis auf den letzten Pfennig verloren.
Auf dem "Kjul Strand Camping"
Platz habe ich eine kleine, schnuckelige Hütte für 400 DKK gemietet. Zum Strand leider, 1,5 km. über die Dünen.


Tag 17
Um 7.30 bin ich aufgebrochen. Um 9.00 Uhr ist es schon unerträglich heiß und auf den meist Schotter-Radwegen
und Asphaltstraßen gibt es kein Schatten. So bin ich froh nach 13 km. das Quartier in Tversted" zu erreichen.
Es ist die "Stald-Nordkap-Farm". Zu sehen sind nur Mädchen die putzen und reiten, also ein Ponyhof.
Ich bekomme ein sehr einfaches Einzelzimmer für 500 DKK mit Frühstück und Küchenbenutzung.
Der Hof ( es wird auch gezüchtet ) liegt 1,5 km außerhalb des Ortes, so ist es schade, das kein
Abendessen angeboten wird. Gäste waren genug da.


Tag 18
Auch Heute wieder über 28°C. Ich gehe, 18 km., von West nach Ost, von der Nordsee zur Ostsee-Küste nach
"Aalbeck"
. Ich habe eine Hütte, 12 qm für 500 DKK, gebucht auf dem "DCU-Camping-Aalbeck-Strand".
Ein großer Campingplatz, doch zu meinem Erstaunen, kann ich kein Bettzeug mieten. Auf der ganzen Tour ging
es immer, für 75 DKK, Bettzeug zu erhalten. Super, das Personal hat mir geholfen. Kostenlos. Hab aber ohne
Steppdecke und Kopfkissen schlafen müssen. Ein völlig neues Schlafgefühl.
In Aalbeck war Hafenfest. Doch die 2 km. waren mir nach der Tageshitze zu anstrengend.
Die 500 m. gehen durch die Dünen zum Ostseewasser wurde mit einem Bad belohnt.
In der Nacht hatten wir einen starken Sturm aus Nordwest, wobei etliche Vorzelte ruiniert wurden.

Tag 19
Es scheint die Sonne, keine Wolke am Himmel. 2 km. zum Bahnhof Aalbeck. Per Zug ( 2 Stationen ) nach Hulsig.
Dann folgen 8 km. über freies Land auf dem Radweg Nr.1 und 8 km auf Schotterwegen.
Doch ein starker, böiger Nordwest-Wind stört doch arg beim gehen.
Es ist Sonntag und Hauptsaison und man wird an der versandeten Kirche von Menschenmassen aus
"Skagen"
überfallen. Im Hafen Dickschiffe und Yachten dichtgedrängt, auf der Promenade etliche Luxusautos
und dazwischen ein Pulk von Touristen, die sehen und gesehen werden wollen oder Fisch essen wollen.

Ich bleibe 2 Tage in Skagen und wohne im gar nicht kleinen "Hotel Petit" ( es hat 26 Zimmer ). Es liegt Central
zwischen Hafen und Bahnhof und Fußgängerzone. Es kostet mit super Frühstück 995 DKK.



Tag 20
Auch am letzten Wandertag brennt die Sonne und ich wandere 20 km. um die nördlichste Spitze von Jütland.
Skagen-Grenen-Höjen Fyr-Skagen. Ein langer Trail mit zugewachsenem, teils nicht erkennbarer Trail-Richtung
macht es noch einmal beschwerlich. Zum Glück weist mir mein Locus-Programm tadellos den Weg.
Am Abend, beim Stadtbummel, gönne ich mir noch mal ein Fischessen, eine Eisbombe und
verschenke die restlichen dänischen Münzen.






Tag 21
Heimreise per Zug. Abfahrt um 9.20, und mit Verspätungen und Umleitungen wie bei der Anreise, bin ich um 20.07
wieder in meiner Heimatstadt Delmenhorst.

Resümee:
Es hat sich bewahrheitet, wie in Wanderberichten und Touristikanzeigen erklärt:
 Jütland ist kein super Wandergebiet.
Welcher Wanderer will schon ständig auf Radwegen, am Rand einer Straße
oder in tiefem Sand und über Dünen gehen, ohne das Meer zu sehen.
Alle Campingplätze auf denen ich eine Hütte hatte, waren 350-1500 m. vom Strand entfernt.
Alle Campingplätze-Shops hatten eine sehr geringe Nahrungswahl für Wanderer.
Mein Rat: Fahrt mit dem Fahrrad durch Jütland es ist super.


Ansonsten habe ich nur freundliche und hilfsbereite Dänen kennengelernt.
Mein "Danke" an alle Jütländer.


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Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen.
Astrid Lindgren  Schwedische Schriftstellerin  1907-2002